Johnny Cash - Legende und bekennender Christ

Vor 20 Jahren verstarb Johnny Cash. Für viele Christen seiner Generation war er Impulsgeber, Reibungsfläche und Visionär. Ein Grund zurückzusehen. Musik ist wichtiger Bestandteil, um Fragen des Glaubens zu feiern, zu thematisieren und Überzeugungen auszudrücken. Biblische Themen sind Lebensthemen, die Generationen bis heute beschäftigen. Und sie fordern heraus, immer wieder neu. Unsere Kirchengemeinden geben Raum für den Austausch, Ausdruck und Balance im Glauben zu finden. Diese Balance suchte Johnny Cash immer wieder, hat gerungen, gesucht, manches Moment des Glücks gefunden. Ein beeindruckender Künstler, kantig, fragend und mit christlicher Orientierung. Das Sonntagsblatt hat dazu online einen Artikel veröffentlicht, den wir in der Folge auf unserer Website veröffentlichen.

Aus dem Onlinedienst des Sonntagsblattes 10. September
Für die Countrymusik war Johnny Cash so prägend wie Elvis Presley für den Rock 'n' Roll. Er schaffte es, den Country mit seinem Einsatz für Außenseiter zu verbinden. Geprägt war er von der Gospelmusik und einer tiefen Frömmigkeit. Johnny Cash, Country-Sänger, bei einem Konzert 1986. Auch 20 Jahre nach seinem Tod ist er noch auf der Bühne präsent - wenn auch nur per Video-Leinwand: Ab Oktober sollen bei der USA-Tour "Johnny Cash - The Official Concert Experience" Aufnahmen früherer Cash-Auftritte zugespielt werden, während eine Band seine Songs präsentiert. Johnny Cash (1932-2003), der Hits wie "I Walk the Line" oder "Folsom Prison Blues" schrieb, wurde weit über den Kreis des Country-Publikums hinaus verehrt. Er starb vor 20 Jahren, am 12. September 2003, mit 71 Jahren in Nashville, Tennessee.

Kein Grab kann Johnny Cash unten halten
Am Ende seines Lebens litt er an einer schweren Nervenkrankheit, war auf den Rollstuhl angewiesen und halb blind. Aber Songs nahm er immer noch auf. Seine letzten entstanden in der "Cash Cabin" auf seinem Anwesen in Hendersonville im US-Bundesstaat Tennessee. In dem Song "Ain't no Grave (Gonna Hold this Body Down)" singt er, kein Grab könne seinen Körper unten halten: "Wenn ich den Klang der Trompete höre, werde ich vom Erdboden auffahren", singt der tief gläubige Sänger mit brüchiger Stimme.
Cash sei gleichzeitig ein "Badass" (harter Kerl) und bibeltreuer Christ gewesen, sagt der Autor einer neuen Cash-Biografie, der Journalist Matthias Huff, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Musiker sei "nicht durchgehend fromm und brav" gewesen. Der christliche Teil seines Werks sei ihm jedoch nachweislich sehr wichtig gewesen. Zu eines von Cashs größten Projekte zählt Huff den selbst produzierten Jesus-Kinofilm "Gospel Road" (1973). Der Musiker habe sich sogar zum freikirchlicher Pfarrer ausbilden lassen.

"Bei Cash gab es einen mitfühlenden Konservativismus auf christlicher Grundlage und zugleich die Parteinahme für Menschen, denen Ungerechtigkeit oder Unterdrückung widerfährt", wie der Rektor der Essener Folkwang Universität der Künste, Andreas Jacob, dem epd sagte. Die "Faszination Cash" rührt auch daher, dass er wusste, wovon er sang: Hunger und Armut hatte er am eigenen Leib erlebt. Am 26. Februar 1932 kam J. R. Cash als Sohn eines Farmers zur Welt. Er wuchs in der Zeit der wirtschaftlichen Depression der USA in Dyess/Arkansas auf, wo seine Geschwister und er schon früh auf den Baumwollfeldern des Vaters arbeiten mussten. Den Tod seines zwei Jahre älteren Lieblingsbruders Jack, der mit 14 Jahren bei einem Unfall an einer Kreissäge starb, hat er nie verwunden.
 

Gospel prägte ihn musikalisch
Musikalisch geprägt haben ihn die Gospels, die seine Mutter während der Feldarbeit sang, und die Country-Musik aus dem Radio. Seine ersten Erfolge "Folsom Prison Blues" und "Walk The Line" nahm er ab Mitte der 50er Jahre im legendären "Sun"-Studio in Memphis auf, in dem auch Elvis seine Karriere gestartet hatte. Von dieser Zeit an konnte Cash - der nach der Militärzeit erfolglos versucht hatte, sich als Vertreter von Küchengeräten durchzuschlagen - sich ganz der Musik widmen.Ab Ende der 60er Jahre genoss Cash dann das Leben eines Superstars. Auf der Kinoleinwand war er mit Stars wie Kirk Douglas ("Rivalen des Todes", 1971) oder in populären TV-Serien wie "Columbo" zu sehen. In seiner TV-Show, die von 1969 bis 1971 am Samstagabend aus Nashville übertragen wurde, sang er zusammen mit Bob Dylan, Eric Clapton, Stevie Wonder und Louis Armstrong.

Lange Jahre allerdings war Cash abhängig von Medikamenten und Aufputschmitteln. Erst in der Ehe mit seiner zweiten Frau und Musikerkollegin June Carter und mit der Geburt des gemeinsamen Sohnes soll er sich von Tabletten und dem exzessiven Trinken abgewendet haben. June sei "sein Fels in der Brandung", sagte Cash einmal.

Comebakc mit HipHop-Produzent Rubin
In seinen letzten Jahren erlebte Cash dann noch einmal ein beispielloses Comeback: Unter der Regie des HipHop-Produzenten Rick Rubin interpretierte er neben Country- und Gospelstücken auch aktuelle Rock- und Punksongs - und wurde so auch bei der jungen MTV-Generation Kult. Er habe einen großen unerschütterlichen Glauben, sagte Cash in einem seiner letzten Interviews vor seinem Tod über sich. Am Ende sei er mit sich im Reinen gewesen, erklärte Biograf Huff. Cash starb am 12. September 2003, vier Monate nach seiner Frau June.

Eid-Sonntagsblatt 10.9.2023